Forschung

Wie beeinflusst selektive Aufmerksamkeit die Verarbeitung affektiver Informationen? Und wie beeinflussen affektive Informationen umgekehrt unsere Aufmerksamkeit? Hiermit und mit einer Reihe verwandter Fragen befasst sich die Grundlagenforschung der Abteilung Allgemeine Psychologie II.

Wir befassen uns mit diversen Themen aus dem Bereich der Allgemeinen Psychologie, also der allgemeinen Grundlagen des menschlichen Erlebens und Verhaltens. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Zusammenspiel kognitiver und affektiver Prozesse.

So untersuchen wir in sehr unterschiedlichen Kontexten, welchen Beitrag basale kognitive Prozesse (z.B. die frühe Priorisierung durch selektive Aufmerksamkeit oder die anhaltende Zuweisung von Verarbeitungsressourcen zur vertieften Enkodierung) zur Verarbeitung affektiver oder sozialer Informationen (z.B. emotionaler Wörter, emotionaler Gesichtsausdrücke oder des Verhaltens anderer Menschen) leisten. Auch interessiert uns, welche neurokognitiven Komponenten an komplexem sozialen Funktionen (wie etwa der Täuschung unserer Mitmenschen) beteiligt sind.

Unser methodischer Schwerpunkt ist die Elektroenzephalographie (EEG), also die Ableitung von Hirnströmen mithilfe von Elektroden, die auf der Kopfoberfläche platziert werden.

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© Gaspar Uhas

Aktuelle Themen

  • Einfluss selektiver affektiver Aufmerksamkeit auf die Verarbeitung emotionaler Informationen (z.B. in Wörtern und Gesichtern)
  • Dissoziation der Verarbeitung von Reizen mit intrinsischer vs. akquirierter Valenz auf Grundlage ihrer neurokognitiven Signaturen
  • Neurokognitive Grundlagen des Lügens (medial-frontale Kontrollprozesse, selektive Aufmerksamkeit, Antizipation und Vorbereitung)
  • Zusammenhang zwischen habitueller Annäherung/Vermeidung und frontokortikaler Asymmetrie im Ruhe-EEG

Weitere Themen

  • ERP-basierte Analyse links-lateralisierter posteriorer früher Prozesse der Wortverarbeitung bzw. der Verarbeitung von Lexikalität und Semantik. Etablierung neuer spezifischer ERP-Indikatoren für Teilprozesse der Wortverarbeitung.
  • Funktionelle Signifikanz der medial-frontalen Negativität im ERP: Konfliktüberwachungs-Theorie; Reinforcement-Learning; Mismatch-Theorie; Reward Positivity; inkl. interindividueller Unterschiede
  • Automatische vs. kontrollierte Verarbeitung von Fehlermeldungen auf Basis rein perzeptiver vs. semantischer Analysen des Feedbacks.
  • Methodik ereigniskorrelierter Hirnpotentiale: z.B., Alternativen zur traditionellen Mittelungsprozedur; Verbesserung des Signal-Rausch-Verhältnisses durch Jackknifing; ERP-Lateralisationsmaße
  • Sub- und supraliminales evaluatives Priming: Modulation von Präferenzurteilen durch vorangehende unter- bzw. überschwellige affektive bzw. soziale Prime-Reize; Korrelate im ereigniskorrelierten Hirnpotential (ERP); Identifikation mentaler Prozesse, die mit individuellen Unterschieden im Konformitäts- vs. Reaktanzverhalten einhergehen.

Methodik

  • Auf Basis des EEG extrahieren wir ereigniskorrelierte Hirnpotentiale (ERPs), mit denen wir die Verarbeitungsprozesse und ihre neuronalen Substrate mit Millisekundenpräzision nachzeichnen können.
  • Darüber hinaus betrachten evozierte Hirnoszillationen, also die am Skalp messbaren, schnellen Spannungsveränderungen in unterschiedlichen Frequenzbändern.
  • Und schließlich betrachten wir gelegentlich auch spontane Hirnoszillationen, also am Skalp abgeleitete Spannungsveränderungen im Ruhezustand.
  • Darüber hinaus analysieren wir diverse Formen von Verhaltensdaten, vor allem Reaktionszeiten, gelegentlich auch psychometrische und psychophysische Verfahren.
  • Gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern untersuchen wir gelegentlich auch mathematische Modellierungen latenter Verarbeitungsparameter, die anhand sichtbarer Verhaltensdaten geschätzt werden können.
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