Forschungsprojekte
Hier finden Sie Forschungsgegenstände, Verantwortliche und Rahmendaten unserer Projekte.
PROSA
Risikoprofile verunfallter älterer Kraftfahrer
Die steigende Lebenserwartung sowie die geringe Geburtenrate führen zu einer Alterung der Gesellschaft, die sich schon heute bemerkbar macht und sich in den nächsten Jahrzehnten noch verstärkt auswirken wird. Damit verbunden ist eine relative Zunahme von Auto fahrenden Senioren. Immer mehr ältere Menschen orientieren sich an einem aktiven Lebens- und Freizeitstil. Dabei spielt der Pkw eine herausragende Rolle – ermöglicht er doch oft erst die Aufrechterhaltung von Mobilität und Unabhängigkeit. Gleichzeitig kann es jedoch mit fortschreitendem Alter zu verschiedenen körperlichen oder geistigen Leistungseinbußen kommen, die möglicherweise die Fahrleistung beeinflussen. Vor diesem Hintergrund rückt die Frage nach den Unfallrisiken älterer Kraftfahrer weiter in den Mittelpunkt des Interesses.
Das von der Bundesanstalt für Straßenwesen geförderte Projekt PROSA verfolgt das Ziel, den Einfluss altersbedingter Leistungseinbußen auf das Unfallrisiko differenziert zu betrachten. Vor diesem Hintergrund wurden Profile von Senioren untersucht, die in einen Autounfall verwickelt waren, und der Frage nachgegangen, welche Bedeutung diese für die Ableitung von Interventionsmaßnahmen hat. Im Großraum Bonn wurden dazu 180 Senioren mit einem Mindestalter von 65 Jahren interviewt, die in den letzten fünf Jahren als Fahrer eines Pkws in einen Unfall verwickelt waren. Die Teilnehmer wurden zu individuellen Leistungsbeeinträchtigungen und Persönlichkeitsmerkmalen sowie zu ihrer Fahrbiographie und Unfallgeschichte befragt. Darüber hinaus wurde eine Teilstichprobe von 50 Teilnehmern einer internistisch-verkehrspsychologischen Untersuchung sowie einer Fahrverhaltensprobe unterzogen.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass das Alter allein kein Prädiktor für individuelle Leistungsfähigkeit und Unfallrisiko darstellt. Vielmehr scheint eine Kombination aus alterskorrelierten Einbußen und Krankheit zu einem erhöhten Risiko zu führen, die in der Intervention sowie in zukünftigen Forschungsansätzen vermehrt Aufmerksamkeit finden sollten.
Projektleitung: Prof. Dr. Georg Rudinger
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Dipl.-Psych. Sophie Pottgießer
Projektförderung: BASt - Bundesanstalt für Straßenwesen
Laufzeit: April 2006 - April 2009
MOBIL 2030
Mobilitätskultur in einer alternden Gesellschaft: Szenarien für das Jahr 2030
Mobilität in all ihren Varietäten wird gerade bei den Älteren zunehmend eine größere Rolle spielen. Übereinstimmend wertet der fünfte Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland den Erhalt der Mobilität im Alter als Basis für „die Selbstständigkeit und die gesellschaftliche Partizipation älterer Menschen“ sowie als maßgeblichen Einflussfaktor von Lebensqualität im Alter. Die alternde Gesellschaft wird also zunehmend auch eine mobile Gesellschaft sein.
In dem von der VolkswagenStiftung geförderten Forschungsvorhaben MOBIL 2030 soll in Erwartung einer immer schneller und komplexer werdenden Verkehrsumwelt eine Einschätzung vorgenommen werden, welche Rolle ältere Menschen darin spielen können. Zu diesem Zweck sollen Szenarien für die Mobilitätskultur im Jahr 2030 entworfen werden. Konkret stellen sich folgende Fragen:
- Welchen Einfluss üben die künftig Älteren als immer bedeutsamer werdende Gruppe der Gesellschaft auf die Mobilitätskultur aus?
- Wie werden ältere Menschen mit den künftigen Anforderungen im Verkehr zurechtkommen?
- Lassen sich die wachsenden Bedürfnisse dieser Altersgruppe, mobil zu sein, auch in Zukunft ausreichend befriedigen?
Im Mittelpunkt des Forschungsvorhabens stehen, im Gegensatz beziehungsweise in Ergänzung zu den in der Forschung bereits existierenden Mobilitätsszenarien, die Menschen, die im Jahr 2030 das Alter von 65 erreicht haben oder älter sind. Nach einer theoretischen Ergründung der Rahmenbedingungen von und der Einflussfaktoren auf das individuelle Mobilitätsverhalten dieser Generation sollen deren heutige Lebensgewohnheiten, Lebensstile sowie Zukunftsentwürfe mittels einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung von 1000 Personen systematisch erhoben werden – unter Berücksichtigung der technologischen Innovationen der kommenden Jahre. Im Anschluss sollen gemeinsam mit Experten und Betroffenen Mobilitätsszenarien für das Jahr 2030 entwickelt und erörtert werden. Den Rahmen hierfür bilden Workshops mit aus den Bereichen Demografie, Gerontologie, Ökonomie, Politikwissenschaft, Psychologie, Medizin, Soziologie, Medienwissenschaft sowie Raum- und Verkehrsplanung.
Projektleitung: Prof. Dr. Georg Rudinger
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Dipl.-Psych. Nicolas Haverkamp
Projektförderung: VolkswagenStiftung
Laufzeit: August 2009 - September 2012
KOSIMA
Verkehrssicherheitsrelevante Leistungspotenziale, Defizite und Kompensationsmöglichkeiten
Mobilität stellt für viele ältere Menschen einen wichtigen Aspekt der Lebensqualität dar. Insbesondere dem Auto kommt dabei eine besondere Bedeutung als Mittel zur Aufrechterhaltung der Mobilität und Unabhängigkeit zu. In der öffentlichen Meinung wird die Gruppe älterer Fahrer jedoch häufig als besondere Risikogruppe für den Straßenverkehr diskutiert, auch wenn die Datenlage hinsichtlich der Unfallbeteiligung älterer Fahrer sowie vorliegende Forschungsbefunde weit weniger deutlich für eine besondere Gefährdung der Verkehrssicherheit durch ältere Autofahrer sprechen. Vielmehr scheinen die älteren Fahrer in den meisten Fällen gut in der Lage zu sein, alternsbegleitende Veränderungen der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit zu kompensieren.
Insbesondere vor dem Hintergrund der demographischen Veränderungen der Bevölkerung kommen somit Fragen der sicheren Aufrechterhaltung der Mobilität bis ins hohe Lebensalter und Kenntnissen der Zusammenhänge zwischen alternsbegleitenden Veränderungen der Leistungsfähigkeit und Fahrverhalten eine wachsende Bedeutung zu.
Das von der Bundesanstalt für Straßenwesen geförderte Forschungsprojekt KOSIMA zielt auf eine vertiefende Analyse verkehrssicherheitsrelevanter Leistungspotenziale, möglicher Defizite und Kompensationsmöglichkeiten älterer Kraftfahrer. Ein Schwerpunkt der Forschungsarbeiten widmet sich dabei der Frage inwieweit alterns- oder krankheitsbedingte Defizite in einzelnen Leistungsbereichen durch Kompensationsstrategien zugunsten einer sicheren Verkehrsteilnahme ausgeglichen werden können.
Das Zentrum für Alternskulturen (ZAK) führt im Rahmen des Verbundprojektes eine empirische Untersuchung älterer Kraftfahrer durch. In einem Fahrsicherheitscheck erhalten die Teilnehmer der Studie dabei die Möglichkeit zu erfahren, wo genau ihre Stärken liegen und wo möglicherweise Übungsbedarf besteht, um auch in Zukunft sicher mit dem Auto unterwegs zu sein. Der Fahrsicherheitscheck setzt sich dabei aus einer Fahrstunde und einem Fahrkompetenzcheck zusammen. Bei einer Fahrt in Begleitung eines erfahrenen Fahrlehrers werden typische Situationen im realen Straßenverkehr aufgesucht und die Teilnehmer erhalten eine individuelle Rückmeldung zu Stärken und Schwächen des eigenen Fahrverhaltens sowie Tipps für ein sicheres Autofahren im Alter. Im Rahmen des Fahrkompetenzchecks haben die Teilnehmer die Möglichkeit ihre Gesundheit, Sehfähigkeit sowie ihre geistige Leistungsfähigkeit zu prüfen. Die Durchführung des Fahrkompetenzchecks erfolgt dabei in Zusammenarbeit mit einem Verkehrsmediziner sowie einem Augenarzt des Neurologischen Rehabilitationszentrums Godeshöhe. Darüber hinaus werden die Teilnehmer anhand eines halbstandardisierten Interviews zu ihren bisherigen Erfahrungen im Straßenverkehr befragt.
Über eine integrative Analyse der erhobenen Daten aus Selbstauskünften, objektiven Tests und Fahrverhaltensprobe soll eine zusammenfassende Bewertung des Verkehrsverhaltens älterer Fahrer vorgenommen werden. Darüber hinaus sollen Prädiktoren über das Zusammenwirken von Leistungsdispositionen und Kompensationsstrategien abgeleitet werden.
Projektleitung: Prof. Dr. Georg Rudinger, Dr. Uwe Kleinemas
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Dipl.-Psych. Tülin Engin
Kooperationspartner: Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU-Dortmund (IfaDo), Universitätsklinikum Aachen
Projektförderung: BASt - Bundesanstalt für Straßenwesen
Laufzeit: November 2009 - Dezember 2010
ALTERN
Lebensverlängerung und Verlangsamung des menschlichen Alterns
Mit der Zunahme unserer Kenntnisse in den Biowissenschaften und insbesondere vor dem Hintergrund neuerer tierexperimenteller Befunde in der Biogerontologie rückt die Option einer deutlichen Verlängerung der menschlichen Lebensspanne und der Verlangsamung des Alterungs- und Seneszenzprozesses zunehmend in den Bereich einer realen Zieloption. Großen Forschungsanstrengungen in diesem Bereich steht ein Mangel an gesellschaftlicher Reflexion über die Wünschbarkeit dieses Zieles gegenüber.
Das hier vorgestellte Projekt will die Einstellungen in der deutschen Bevölkerung repräsentativ ermitteln und diese Resultate in eine ethische Analyse einbringen. Die ethischen Argumente sollen hierzu systematisiert und ihre naturwissenschaftlich-medizinischen und ihre sozialwissenschaftlich-empirischen Prämissen überprüft werden. In Kooperation mit dem Institut für Wissenschaft und Ethik an der Universität Bonn wird hier auf dem Gebiet der Verknüpfung geisteswissenschaftlicher und empirisch-sozialwissenschaftlicher Forschung – nicht nur in methodischer Hinsicht – Pionierarbeit geleistet.
Projektleitung: Dr. phil. Michael Fuchs und Prof. Dr. Georg Rudinger
Kooperationspartner: Institut für Wissenschaft und Ethik
Projektförderung: Ministerium für Wissenschaft und Forschung des Landes NRW und Kulturwissenschaftliches Institut, Essen
Laufzeit: Juli 2005 - Dezember 2006
ALTERSBILDER
Theodosius Schoepffers Traktat zur „Gerontologie“ im Spannungsfeld der Altersbilder von der Antike bis zur Gegenwart
Die vor mehr als 300 Jahren (1705) erschienene, heute jedoch in fast völlige Vergessenheit geratene Schrift eines damals erfolgreichen lateinischen Autors — Theodosius Schoepffer — steht in einer langen literarischen Tradition, in der das komplexe Thema ‘Alter und Altern’ unter sämtlichen theoretischen und praktischen Gesichtspunkten der einzelnen Disziplinen erörtert und demgemäß auch kontrovers die Stellung der alten Menschen in positivem ebenso wie in negativem Sinne bewertet wurde.
In Kooperation mit Partnern unterschiedlicher Disziplinen an der Universität Bonn (Griechische und Lateinische Philologie, Alte Geschichte, Deutsche und Rheinische Rechtsgeschichte etc.) bearbeitete das ZAK bis Ende 2006 vornehmlich Fragen der Implikationen von Schoepffers Werk für Forschungszusammenhänge aktueller Gerontologie in ihrem interdisziplinären Zusammenhang.
Projektleitung: Prof. Dr. Marc Laureys, Prof. Dr. Winfried Schmitz, Prof. Dr. Mathias Schmoeckel, Prof. Dr. Georg Rudinger
Kooperationspartner: Centre for the Classical Tradition (CCT)
Projektförderung: Ministerium für Wissenschaft und Forschung des Landes NRW
Laufzeit: Juni 2005 - Dezember 2006